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In der Berkenlaan

Ende November 2017 zog es uns an die 500 Kilometer entfernte Küste im Norden Hollands. Meine Freundin verbrachte in ihrer Kindheit sehr oft ihre Herbstferien in Bergen-Binnen und begann während der Planung mehrmals von den vielen Leckereien und der wirklich sehr ansehnlichen Ortschaft zu schwärmen. Von schmackhaftem Kibbeling, süßen Oliebollen und vielem mehr erfahrt in unserem Bericht über unseren Vier-Tages-Trip.

Unsere Reise begann im regnerischen Wiesbaden. Wir starteten mit dem Ziel, ein verlängertes Wochenende in besinnlicher Zweisamkeit weit weg vom Alltagsstress zu verbringen und waren dank nasser Wetterprognosen bereits auf viel Zeit im trockenen Häuschen eingestimmt.

Nachtschwärmend stilvolle Klinkerhäuschen entdecken

Angekommen im nord-holländischen Bergen (ein Katzensprung von Alkmaar entfernt) wurden wir belohnt mit sternenklarem Himmel, welcher uns einlud, die gerade mit erster Weihnachtsbeleuchtung beschmückte Altstadt des sehr beschaulichen Örtchens zu erkunden.

Auf unserer Tour durchs nächtliche Bergen fielen mir vor allem die schönen Klinkerhäuschen auf, die mit ihren großen Fenstern und gemütlichen Lichtern einen einladenden Blick in stilvolle Wohn- und Esszimmer boten. (Karel de Grootelaan, Google Maps Streetview)

Auch unser kleines Klokhuis war sehr geschmackvoll eingerichtet. Ein Abstecher in den naheliegenden Einrichtungsladen Bergerac erklärte schon ansatzweise, woher dieser Stil kommt. Dort haben wir übrigens eine wunderschön Vase aus Glas gefunden. In Deutschland haben wir vergebens nach einem großen (ca. 50cm hoch, 39,- EUR) und mit schmalen Hals ausgestatteten Exemplar zu einem angemessenen Preis gesucht.

Für den Abend haben wir uns im naheliegenden DEEN Supermarkt für ein leckeres Asia Gericht versorgt. Wer es lieber deutsch mag, findet auch einen Aldi Markt um die Ecke.

Bergen-Binnen

Morgendlicher Marktbesuch

Wir waren weiterhin auf viel Regen eingestimmt und machten uns viele Gedanken darüber, wie wir uns für das Wochenende versorgen könnten. Daher stand für den nächsten Morgen ein längerer Marktbesuch auf dem Plan. So standen wir gegen 8 Uhr auf und waren eine halbe Stunde später auf dem um die Ruinenkirche aufgebauten Markt. Wir waren so früh dran, dass einige Händler noch ihre Stände aufbauten.

Käsestand am Markt an der Ruinenkirche
Käsestand am Markt an der Ruinenkirche, de Wordense Kaasboer
Ruïnekerk

Das Zentrum das Marktes war die Ruinenkirche, die sich in der aufgehenden Sonne und wunderbar warmem Licht zeigte. Ringsherum gab es noch einen lecker duftenden Nussstand, sowie den für die Niederlande typischen Asia Stand, auf den wir später noch zurückgreifen werden.

Beim Käsemarkt deckten wir uns mit der kompletten Gouda-Palette von jung bis alt ein und hatten so auch schon das erste Mitbringsel für die Verwandten daheim.

Radtour ans Meer

Nach einem ausgiebigen und kräftigenden Frühstück starteten wir von der immer wieder durch die Wolken durchblickenden Sonne gelockt unsere Entdeckungstour auf dem wohl beliebtesten Fortbewegungsmittel in den Niederlanden: dem Fahrrad.

Dieses erhielten wir für einen guten Preis beim ebenfalls naheliegenden und beim Marktbesuch erspähten Verleih „Busker“ (Bergen fietsplezier / Fietsverhuur, Google Maps). Für 20 EUR inklusive Diebstahlversicherung bekamen wir zwei angenehm zu fahrende Räder für einen ganzen Tag (Stundenpreise gibt es hier leider nicht). D.h. längere Fahrten sind möglich, wenn auch nicht für jedermann erstrebenswert. Auch selbst mitgebrachte Räder kann man dort vorbeibringen und instandsetzen lassen.

Unser Ziel war natürlich die Küste in Bergen aan Zee, für die zwei Routen zur Auswahl standen:

  • 5,4 km (17 Min) auf der Fahrradstraße entlang N510
  • 7,3 km (22 Min) über Nordhollands Dünenreservat. Hierbei wird bei Benutzung zu Fuß oder auf dem Rad eine kleine Gebühr für die Dünenerhaltung (Duinvermaak) fällig. Für zwei Fahrräder zahlten wir 3,60 EUR.

Wir entschieden uns auf dem Hinweg für die längere Route über die Dünen. Gleich zu Beginn machte wir eine lustige Entdeckung. Wer sich schon immer gefragt hat, wie die Alpinensportler in Holland entdeckt werden, findet in Bergen eine Antwort. Mitten im Flachland, wahrscheinlich hunderte Kilometer von steilen Berghängen entfernt, schaffen sich die Holländer ihre eigenen Skigebiete aus Kunstoff. (Skiclub II Primo)

Bergen aan Zee

Licht- und Wolkenspiel am Strand

Angekommen der holländischen Nordsee und mittlerweile ordentlich durchgepustet vom stürmischen Wind, sehnten wir uns nach einer wärmenden Tasse Tee mit einem herrlichen Blick aufs Meer. Im warmen „Hemmingways“ konnten wir das sich mit Blitz und Donner ankündigende Unwetter aus sicherer Entfernung vorbeiziehen sehen.

Dabei entstanden herrliche Wolkenformationen, die mit der tief stehenden Sonne wundervolle Bilder zeigten, die wir euch nicht vorenthalten wollen.

Wärmende Auszeit

Im Hemmingways Beach Restaurant gönnten wir uns eine kleine Auszeit von der stürmischen Meeresbrise. Das Lokal ist sehr gemütlich eingerichtet. Die offene Terrasse ist im Sommer sicherlich gut besucht. In der kalten Jahreszeit kann man sich im Wintergarten mit Heizpilzen und dicken Decken aufwärmen oder man setzt sich drinnen an einem großen runden offenen Ofen. Ansonsten gibt es viele voneinander abgetrennte Tische für kleine und große Gruppen. Am ersten Tag war es sehr beschaulich besucht, die Bedienung war freundlich und aufmerksam.

Auf dem Rückweg wählten wir den Weg entlang der Fahrradstraße und haben so noch ein wenig vom Ortskern gesehen. Neben vielen Ferienhäuser gibt es dort auch moderne Villen mit Blick aufs Meer für den etwas schwereren Geldbeutel. Aber auch eine idyllische kleine christliche Kirche kreuzte unseren Weg.

Vredeskerkje – Bergen aan Zee

Eeuwigelaan

Die Eeuwigelaan verbindet die beiden Ortschaften Bergen-Binnen und Bergen aan Zee und ist für jeden Besucher  wohl ein Must-Seen. Hier folgt auf einem Kilometer eine prächtige Villa der nächsten auf einer sehr schön anzusehenden Allee (Google StreetView). In einem Artikel der Bergen Webseite habe ich sogar ein YouTube-Video zur Geschichte dieser Straße gefunden. Beim nächsten Besuch werde ich mir die Zeit nehmen, die schönen Häuser mit der Kamera festzuhalten.

Ladengeschäfte in Bergen

Zurück in Bergen angekommen stärkten wir uns zur Mittagszeit am nun gut besuchten Markt. Es gab den obligatorischen Kibbeling mit Remoulade (unbedingt zu empfehlen) sowie ein paar kleine Snacks vom Asia Stand (dort gab es die längste Warteschlange), zum Beispiel Loempia, das sind Frühlingsrollen mit süß-saurer Soße.

Nun nahmen wir uns die Zeit, die Geschäfte, die wir am Abend zuvor entdeckt hatten, zu erkunden. Neben kleinen Dekoläden gab es auch zahlreiche Kleidungsgeschäfte, die auch hier in Holland mit Black-Friday Angeboten lockten. Wie so langsam auch in Deutschland hat sich hier wohl das Modell etabliert, Deko und Kleider gemeinsam zu verkaufen. So wirken die Boutiquen wie ich finde weitaus attraktiver und Mann kann den Sessel, auf dem man wartend seine Zeit verbringt, auch kaufen (wenn man möchte).

Patisserie Roos

Irgendwann hatten wir alle Läden gesehen und waren bereit für die nächste Auszeit. Auf dem Heimweg kamen wir jedoch nicht an einer Leckerei aus der Bäckerei „Patisserie Roos“ vorbei die mit saftigen Quarkbällchen lockte. So kurz vor der Weihnachtszeit ein Muss für mich, da ich diese Leckerei bei uns in Wiesbaden nirgendwo finden würde.

Kurztrip nach Alkmaar

Im Klokhuis ausgeruht bei einer Tasse Kaffee und noch immer (oder wieder?) voll Energie luden uns die dunkelrot-orange-farbenen Wolken ein, wieder nach draußen zu gehen. Vom angesagtem Regen? Keine Spur! Also setzten wir uns ins Auto und fuhren in das 15 Autominuten entfernte Alkmaar.

Herausforderung: Parkhaus

Weil es sich als etwas schwierig gestaltete, einen Parkplatz zu finden, trauten wir uns in eins der dem Zentrum naheliegenden Parkhäuser. Das Karperton erwies sich als Tortour. In unheimlich engen Auf- und Abfahrten suchten wir uns eine halbwegs große Lücke für unseren Golf. Viel Glück oder Zeit wäre notwendig einen Platz zu finden, bei dem beide Seiten des Autos zum Ein- und Aussteigen benutzt werden könnten.

Von Kanälen durchzogen

Wie man es auch von Amsterdam (und Venedig 😉 ) kennt, wird Alkmaar von vielen Kanälen geprägt. Das beeindruckte jemanden wie mich sehr. Bis dahin war ich in noch keiner größeren niederländischen Stadt. Die Bilder sprechen für sich! In den kleinsten Gässchen finden sich noch Läden, toll eingerichtet und schön anzusehen. Dazu gesellen sich in der Nähe des Kanals vor allem viele Restaurants und Bars. Für die Jahreszeit im Winter und Herbst hat man davon nicht all zu viel, weshalb für uns noch ein weiterer Besuch zur wärmeren Jahreszeit ansteht!

Shopping in der Langestraat

Wenn auch nur noch wenig Zeit war, bis alle Geschäfte schließen würden, haben wir uns Zeit genommen, die vielen abwechslungsreichen Geschäfte zu durchstöbern. Auf der Suche nach dem letzten Black-Friday Deal stellten wir fest, dass man in Alkmaar ohne Probleme einem ausgiebigen Shoppingrausch verfallen kann. Und dabei haben wir noch nicht mal alles gesehen und uns für ein Schnäppchen hauptsächlich in der Langestraat aufgehalten.

Pommes Hotspot

Getriggert von den leckeren Pommes aus Bergen (die besten, die ich an dem Wochenende gegessen habe), entdeckten wir in einer kleinen Gasse t‘ Friethuys, welches laut Rezensionen in ganz Alkmaar begehrte Pommes mit vielen verschiedenen leckeren Soßen anbietet. Die lange Wartezeit lohnte sich und wir genossen unsere „Patatje Joppie“ (Joppie Kartoffeln). Joppie Soße besteht aus Majonaise, Zwiebeln und Curry. Daraufhin erreichte uns letztendlich doch der Regen und wir traten schnell den Heimweg ins Klokhuis an.

Resümee

Am letzten Tag machten wir uns nach einer Jogging Runde und kurzem Frühstück noch einmal raus ans Meer. Dieses Mal jedoch mit dem Auto. Da es uns so gut gefallen hatte, kehrten wir wieder im Hemmingways ein und ließen die Eindrücke des vorherigen Tages noch einmal Revue passieren.

Angetreten für ein entspanntes Wochenende, haben wir unheimlich viel an nur einem Tag gesehen und erlebt. Besonders wird mir die fast märchenhafte Altstadt von Bergen in Erinnerung bleiben. Die Klinkerhäuschen haben es mir einfach angetan. Die kurze Zeit, die wir hatten, begleitet von dem schönen Wetter, haben wir im Nachhinein sehr gut ausgenutzt.

Ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen, welchem wir – wie es der Zufall so möchte – schon im März 2018 entgegensehen. Ein Geschenk für die Schwiegermutter, die auch noch einmal seit langer Zeit alte Erinnerungen aufleben lassen möchte.

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Published inEuropa

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